Journalistische Sensation: „ein etwas zynischer Ansatz“

Katja Kipping als Spielball im ARD moma

Im ARD Morgenmagazin am Freitag, den 2. Januar 2015 hat die Parteivorsitzende der Partei DIE LINKE, Katja Kipping um 7:10 Uhr eine frühmorgendliche Spitzenleistung hingelegt, aber in die Geschichte eingehen wird das Interview wegen der (selbst)entlarvenden Übergabemoderation von Köln nach Berlin:

Till Nassif (ARD Köln): „… müsste Parteichefin Katja Kipping von der LINKEN eigentlich hochzufrieden auf 10 Jahre Hartz IV blicken, oder Christiane Meier in Berlin?“

Christiane Meier (ARD Berlin): „Ha, das ist natürlich ein etwas zynischer Ansatz, ja, aber….“

Leider setzt das Mediathek-Video nicht eher ein, sodass ich nicht weiß, weswegen sie konkret „hochzufrieden“ auf 10 Jahre Hartz IV blicken können sollte. Aber es ist krass, wie eine öffentlich-rechtliche Moderatorin einem Kollegen vom eigenen Sender die Weltfremdheit seines Moderationsansatzes enttarnt und ihn in der Luft zerreißt – um allerdings in der Folge mehrfach selbst Ansätze zu wählen, die direkt der Regierungspropaganda entnommen und durch noch keinen einzigen journalistischen Filter gejagt worden zu sein schienen!

Beispielweise wählte Christiane Meier einmal den plakativ fordernden Ansatz, „immerhin haben sich die Langzeitarbeitslosen angeblich [!!!] halbiert, die Anzahl der Langzeitarbeitslosen“. – Wie soll Katja Kipping darauf reagieren, dass ihr eine Journalistin das Stöckchen hinhält, die Anzahl der Langzeitarbeitslosen habe sich angeblich halbiert?

ursprüngliche Nachrichtenquelle

ARD-Mediathek-Links dazu: 1 2

Nur per HTML-Quelltext öffentliche Information: In dieser XML-Datei sind die Video-Links der diversen, zur Verfügung stehenden Video-Formate zu finden. Das Video ist gemäß den öffentlich-rechtlichen Depublikationsrichtlinien (über die offiziellen Webseiten zumindest) nur noch bis zum 10. Januar 2015 verfügbar!! Über die Video-Links ggf. länger, aber das entzieht sich meiner Kenntnis…

Der Informationstext auf den beiden ARD-Webseiten 1 2:

Video: Kipping: Hartz IV braucht grundsätzlichen Neustart

02.01.15 | 04:33 Min. | Verfügbar bis 10.01.15

Die Vorsitzende der Linkspartei Katja Kipping hat eine grundlegende Reform der Hartz IV-Gesetze gefordert. „Wir sagen nach zehn Jahren Hartz IV: Es braucht einen grundlegenden Neustart. Wir kritisieren Hartz IV ganz grundsätzlich zum Beispiel, weil die Hartz IV-Sanktionen immer wie ein Damokles-Schwert über den Betroffenen hängen.“ In einer Gesellschaft, in der sich Existenzangst verbreite, verschärfe sich das gesellschaftliche Klima, sagte Kipping.

Meine Ergänzung zum Interview:

Dass die 1,6 Millionen Kinder des ursprünglichen Ansatzes von Christiane Meier nicht mehr drankamen, ist bedauerlich, aber umso mehr begeisterte Katja Kipping mich mit ihrem abschließenden Hinweis: „Und ich will nochmal sagen: Hartz IV bedeutet wirklich Armut per Gesetz. Ich will das mal an einem Beispiel verdeutlichen: Im Regelsatz sind 25 Euro für Verkehr vorgesehen. Man muss mir mal sagen, in welcher Stadt man dafür wirklich ein Monatsticket bekommt!

Die Anmerkung verwist auch auf mein eigenes Anliegen, ein bezahlbares Sozialticket für Hartz IV-Leistungsberechtigte einzufordern, um dem Grundrecht auf Mobilität gerecht zu werden, das aus dem Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom 9. Februar 2010 abzuleiten ist. Allerdings meine ich, dass diese Argumentationslinie mit den 20,30 Euro, die spezifisch für Fahrkarten im lokalen ÖPNV vorgesehen sind, besser bedient wäre – als runder Betrag also 20 Euro… Und berücksichtigt man darüber hinaus den um 10 Prozent reduzierten Paar-Regelbedarf, darf ein Sozialticket eigentlich nur 18 Euro kosten, um kein (weiteres) Bürokratiemonster zu schaffen.

Dazu habe ich meine eigene Presseerklärung herausgegeben.

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